Das PLAZA am Küstriner Platz
Am Küstriner Platz (heute Franz-Mehring-Platz) eröffnet 1867 der Endbahnhof der Bahnstrecke Berlin-Petersburg – der Ostbahnhof. Allerdings bereits fünfzehn Jahre später – 1882 – erfolgt im Zusammenhang mit der Errichtung der Berliner Stadtbahn seine Schließung. Fortan übernimmt der Schlesische Bahnhof die Bahnverbindung nach Russland. Es wird still um den Bahnhof. Erst 1928 entdecken die Macher des Varieté-Theaters `Scala` unter dem Direktor Jules Marx auf der Suche nach einem Spielort in den östlichen Arbeiterbezirken das Potenzial des Gebäudes neu. Es werden ein Pachtvertrag mit der Reichsbahn geschlossen und in das Empfangsgebäude ein Saal mit 3.000 Plätzen und ein Bühnenturm eingebaut. Sie nennen das neue Varieté `PLAZA`. Im Februar 1929 ist Premiere. Bereits am 3. März findet im Haus eine Festveranstaltung zum 10. Jahrestag der Gründung der Komintern statt. Im Herbst 1929 ist es die ausbrechende Weltwirtschaftskrise die das Experiment eines Varieté für Menschen mit kleinem Geld beendet. Mit Operettenaufführungen hofft man die Zeit der Krise zu überbrücken. An deren Ende steht jedoch mit der Machtübernahme der NSDAP auch das Ende des von jüdischen Unternehmern getragenen Varietés. Jules Marx wird zum Rücktritt gezwungen, das `PLAZA` wird arisiert, fällt letztlich an die faschistische Organisation `Kraft durch Freude` und dient fortan der herrschenden Kulturpolitik bis zur Schließung 1944. In den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs wird das Gebäude – ausgebaut zu einer Verteidigungsstellung der SS – bei der Befreiung durch sowjetische Truppen fast völlig zerstört. Anfang der 50er Jahre wird es vollständig abgebrochen. Die Steine finden ihre Wiederverwendung beim Aufbau der Karl-Marx-Allee. Allein die Bahnsteige bleiben. Auf sie werden 1953 Druckmaschinen für die Zeitung `Neues Deutschland` gestellt. Mitte der 60er Jahre wird auf dem Gelände das in Europa seinerzeit größte Pressekombinat errichtet. Der Einzug erfolgt 1972. Der Platz heißt jetzt Franz-Mehring-Platz. 1990 ist mit dem Pressekombinat Schluss. Das Wirksamwerden der neuen Rechtsordnung zieht Rechtstreitigkeiten nach sich, die erst 2001 aufgelöst werden. Zwischenzeitlich muss der Verlag zur Sicherung seiner Existenz aus dem Gebäude ausziehen.
Ab 2001 übernimmt FMP1 das Gebäude. 2005 zieht die Zeitung zurück. Ein Tagungszentrum entsteht. Heute ist FMP1 der Sitz von 140 Mieter:innen, zu denen bis 2024 auch die Rosa Luxemburg Stiftung zählt.
Und da wo sich einst der Saal des Varieté `PLAZA` öffnete, ist heute der `Münzenberg Saal`, benannt nach dem Initiator und Generalsekretär der größten internationalen Solidaritätsorganisation des 20. Jahrhunderts – der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH). Jener Organisation, die mit ihren bunten Matineen – auch im `PLAZA` – zu den prägende Beispiele der Arbeitertheaterbewegung schuf und zu deren Unterstützer:innen die Macher der `Revue Roter Rummel` gehörten.
Was liegt für das Münzenberg Forum näher, als am FMP1 für einen Abend die `Revue Roter Rummel` aufleben zu lassen.